Donnerstag, 30. August 2012

Greenwich Park

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Greenwich Park ist seit jeher strategisch wichtig. Das Gebiet wurde von Menschen seit tausenden von Jahren besiedelt. Frühe Steinwerkzeuge wurden im Park am Croom`s Hill gefunden. Es sind die Überreste von bedautsamen römischen Gebäuden in der Nähe von Maze Hill Gate. Die Dänen besetzen Greenwich mehrmals im frühen 11.Jahrhundert. Nach der normannischen Eroberung wurde das Gebiet ein großes Herrenhaus. Im Jahre 1427 erbte Humphrey, Herzog von Gloucester, das Land. Er war der Bruder von Henry V. und später Regent und Beschützer des jungen König Henry VI. Humphrey baute einen Turm auf dem heutigen Greenwich Observatorium. Greenwich war von den Tudors beliebt. König Henry VII. baute das Herrenhaus, um den Palast von Placentia zu machen - oder auch Greenwich Palace. König Henry VII. verbrachte einen Großteil seiner Zeit dort. Er heiratete zwei seiner Frauen im Palast. Im 17.Jahrhundet verwandelten die Stewarts den Park. König James I. ersetzte den Zaun um den Park mit einer 12 meter hohen Mauer, von denen viele immer noch existieren. In den 1660ern Jahren riss König Charles II. die Überreste des Tudor-Palastes ab und begrub die Grundlagen. Er beauftragte einen neuen Palast auf dem Gelände zu bauen. Eine Reihe von Grass-Terassen von in den Hang geschnitten. König Charles unterstützte die wissenschaftliche Forschung in Greenwich. Der letzte Monarch der Greenwich nutzte war König James II. 

Pavilion Teehaus

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Das Teehaus hat einen großen Garten an der Vorder- undRückseite. Es wird eine Auswahl an Speise und Getränken, einschließlich Alkohol serviert. Für Kinder-Partys ist gesorgt. Weitere Einrichtungen umfassen einem Münztelefon , Toiletten, einem Wickelraum, Hochstühle und einem Parkplatz.

Samstag, 25. August 2012

Richmond Park

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Aus dem späten 15. Jahrhundert fanden die Royals viel Interesse am Richmond Park, als König Henry VII. einen Palast in der Manor of Sheen bauen ließ. Henry und seine Nachfolger jagten in der Nachbarschaft. König Charles I. ignorierte alle Ansprüche auf das Land und schuf 1637 ein Jagdgebiet. Er stellte runf 2.000 Hirsche in den Park, um sicher zustellen das sie sich nicht verirrten baute er eine 8 Meilen lange Mauer, die noch heute zu sehen ist. Die Einheimischen waren wütend über die Aktion des Königs. Von da an begann sich vom Jagen und den Hirschen das Aussehen des Parks zu verändern. Als sich das Grünland entwickelte verschwanden alte Moorwege und Feldgrenzen. In der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts bezahlte König Charles II. über 3.000 € für die Reperaturen. Er schuf neue Teiche für das Wild zum trinken. Im 19.Jahrhundert wurden mehrere kleine Wälder aufgenommen. Dazu gehören Sidmouth Wood und die ornamentalische Isabella Plantation, von denen beide eingezäunt wurden um die Rehe fern zu halten.

Freitag, 24. August 2012

Bushy Park

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Bushy Park ist wie ein Flickenteppich der englischen Geschichte. Bushy Park wurde ein königlicher Park im Jahre 1529 als Kardinal Wolsey es König Henry VIII. als Teil eines Geschenkes gab, das auch Hampton Court beeinhaltete. Am Rande des Woodland Gardens kann man noch immer Linien von mittelalterlichen Gräben und Spuren erkennen. Reihen von wirren Weißdorn sind die Reste der alten Feld Hecken. Im Jahre 1610 schuf König Charles I. den Longford River. Dies war ein ornamentaler Kanal, 19 km (12 Meilen) lang. Der Kanal wurde von Hand gegraben aber er scheint nun ein natürlicher Teil der Landschaft zu sein und schützt viele Pflanzen und Tiere. König Charles gab auch eine Statue und einen Brunnen für seine Königin Henrietta Maria in Auftrag. Häuser wurden um das 17. und 18. Jahrhundert in den Park hinzugefügt. Diese wurden als Jadghütten und Häuser für die Ranger verwendet. Neue Gärten wurden auch zu dieser Zeit gepflanzt. Das wichtigste sind die Woodland Gardens in der süd-östlichen Ecke. Sie wurden im 20.Jahrhundert angelegt und beinhalten die Waterhouse und Fasanerie Plantagen. Während des 1.Weltkrieges wurden kanadische Truppen im Park stationiert. 1992 wurde im Woodland Garden ein Totempfahl installiert um an die Verbindung mit Kanada zu erinnern.

Der Upper Lodge Water Gardens:
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Dieser Garten besteht aus einer barocken Sammlung von Pools, Wasserfälle, Becken und einem Kanal. Die Gärten verschwanden unter Gestrüpp und Schluff durch das 20. Jahrhundert und ihre Existenz wurde weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Restaurierung der Upper Lodge Water Gardens war das Herzstück des Verbesserungs Programmes am Bushy Park.

Green Park

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Der Green Park umfasst 40 Hektar und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem St. James Park und dem Hyde Park. Der Park wurde zum ersten Male im Jahre 1554 aufgezeichnet als Sir Thomas Wyatt aus Protest eine Rebellion gegen die Heirat von Mary I. mit Phillip II. von Spanien. Der Park enthielt früher eine Bücherei, ein Eis-Haus und zwei riesige Tempel (Tempel des Friedens und Tempel des Concord). Während Feierlichkeiten im Parken wurden diese beiden Tempel zerstört. 1749 explodierte der Tempel des Frieden, errichtet um das Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges zu makieren, während eines Feuerwerks und im Jahre 1814 wurde der Tempel des Concord, errichtet um die 100 jährige Hannoveraner Dynastie zu makieren, währen der Prinzregenten Gala auf ähnliche Weise zerstört. Der Park wurde 1668 von Charles II. eingeschlossen und mit Rehen und einem Ranger-Haus bestückt. 
 
Filmstars:
Filme die mit unter im Green Park gedreht wurden waren zum Beispiel: 101 Dalmatiner (1996); The Mother (2003); The Jokers (1967); The Knack...And How to get it (1965); The Importence of beeing Earnest (2002); Red (1981); The Golden Bowl (2000); Notting Hill (1999); Mona Lisa (1986) 
 
 
 

Donnerstag, 23. August 2012

St. James Park

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Drei königliche Paläste tangieren im St. James Park. Der älteste Palast ist Westminster, jetzt besser bekannt als House of Parliment. Trotz des Tudor-Stils hält St. James immer noch den Titel des Court of St. James aufrecht, auch wenn der Monarch seit 1837 den dritten Palast, dem Buckingham Palace, bewohnte. Der Park war einst eine sumpfige Wasser-Wiese. Als Elizabeth I. auf den Thron kam fanden alle Arten von Feste in diesem Park statt. Ihr Nachfolger James I. verbesserte die Entwässerung und kontrollierte die Wasserversorgung.

Inn the Park:
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Inn the Park ist ein Restaurant für alle Jahreszeiten. Im Frühjahr und Sommer blühen die Bäume und Blumen. Im Herbst und Winter ist der Inn Park eine ruhige Umgebung für entspanntes Essen. Das Essen ist einfach; der Service entspannt und freundlich; die Preise zugänglich. 

Diamond Jubilee Floral Crown:
 A businessman admires a large floral crown made to celebrate the Diamond Jubilee of Her Majesty Queen Elizabeth II in St James's Park on May 29, 2012 in London, England. The four meter high floral crown took five weeks to construct and weighs approximately five tonnes; it was constructed in Cornwall using 13,500 individual plants.
Die Krone ist eine florale Nachbildung der St. Edwards Krone, die in der Krönung von Königin Elizabeth II. während ihrer Krönungszeremonie am 2.Juni 1953 verwendet wurde. Es dauerte fünf Wochen die 4 Meter hohe und 2.5 Meter breit gepflanzte floral Krone zu konstruieren, die etwa fünf Tonnen wiegt.

Filmstar:
Viele Filme rufen nach einem Spaziergang im Park: das ist, wenn sich Liebende treffen, Intrigen ausgeheckt und Angebote abgeschlossen werden. Zum Beispiel: Mrs. Henderson Presents, 101 Dalmatians, Match Point, Die another Day, The Children of Men, The Ipcress File und viele weitere.

Mittwoch, 22. August 2012

Kensington Gardens

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 Kensington Gardens umfasst 260 Hektar Land und war ursprünglich Teil des Hyde Parks. Königin Victoria wurde in Kensington Palace geboren und lebte dort, bis sie 1837 Königin wurde. Für das meiste im 18.Jahrundert blieben die Gärten für die Öffentlichkeit verschlossen. In einer langen Reihe von Verbesserungen beauftrage Königin Victoria den Italian Gardens und das Albert Memorial. Eines der beliebtesten Eigenschaften ist die Bronzestatue von Peter Pan. Die eleganten Allen und Architekturen des Kensington Gardens sind perfekte Orte für romantische Komödien. Regelmäßige Besucher werden einige der größten Namen in Hollywood sein, darunter Johnny Depp, Kate Winslet, Helena Bonham Carter und Renee Zellweger. Kensington Gardens ist Starlocation für: Finding Neverland (2004) mit Johnny Depp und Luke Spill; Bridget Jones: The Edge Reason (2004) mit Colin Firth, Hugh Grant und Renee Zellweger;Wimbledon (2004) mit Kirsten Dunst und Paul Bettany; The Wings of Dove (1997) mit Helena Bonham Carter und Linus Roach und die Filme The Jokers (1967), Greystoke: The Legend of Tarzan, Lord of the Apes (1984) und die indische Romanze von 2002 Mujhse Dosti Karoge! auch bekannt als Lass uns Freunde sein (Let`s be friends).

Diana Memorial Playground:
 
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Ein riesiges hölzernes Piratenschiff ist das Herzstück des Diana, Princess of Wales, Memorial Playground. Es gibt ein Sinne-Pfad, Tipis, ein Strand um das Piratenschiff und verschiedene Spielsachen und Spielskulpturen; alles vor einer üppigen Kulisse von Bäumen und Pflanzen. Es gibt reichlich Sitzgelegenheiten, sodass die Erwachsenen auch entspannen können. 

The Albert Memorial:

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Prinz Albert - Königin Victorias Ehemann - starb im Alter von 42 Jahren an Typhus. The Albert Memorial in Kensington Gardens ist einer der größten High-viktorianischen Gothik Extravaganzen überhaupt.

The Arch von Henry Moore:
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The Arch ist eine sechs Meter hohe römische Travertin Skulptur, die auf dem nördlichen Ufer des Long Water positioniert ist. Es wurde von dem Künstler Henry Moore an die Nation des Standortes in Kensington Garden 1980 vorgestellt - 2 Jahre nach seiner 80.Geburtstags-Ausstellung in der Serpentine Gallerie in London. Der Bogen ist aus sieben Travertinsteinen mit einem Gesamtgewicht von 37 Tonnen hergestellt wurden. Die Steine stammten aus einem Steinbruch in Norditalien. 

Italian Gardens:
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Der Italian Gardens ist ein 150 Jahre alter ornamentalischer Wasser-Garten auf der Nordseite des Kensington Gardens in der Nähe des Lancaster Gate. Es wird angenommen, dass es als Liebesgeschenk von Prinz Albert zu seiner geliebten Königin Victoria erstellt wurden war. Der Italian Garden besteht aus vier Becken mit zentralen Rosetten, alle kunstvoll aus Carrara-Mamor, Portland-Stein und weißem Mamor Tazza Fountain gehauen. Diese sind von kunstvoll geschnitzten Statuen und Urnen umgeben. Die Urnen haben fünf Muster - die Brust des Schwanes, ein Frauenkopf, ein Widderkopf, Delfine und Ovale.

The Regent`s Park

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Der Regent`s Park ist die größte Rasenfläche für Sport in Zentral London und bietet eine breite Palette von Aktivitäten, sowie sowie ein Open Air Theater, den Londoner Zoo und viele Cafés und Restaurants. 

Öffnungszeiten: 

 Der Park ist ganzjährig ab frühs 5.00Uhr geöffnet. Die Schließzeiten variieren sich je nach Saison. 

Anlagen:

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The Garden Cafe, im inneren des Parks gelegen, wurde erstmals im Jahr 1964 erbaut und war ursprünglich als ,,The Little Chef" bekannt. Das Menü und der Service-Stil wurden so entwickelt um den ursprünglichen Zweck des Cafés in den 1960ern wiederzuspiegeln.

The Honest Sausages:
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Würstchen aus Freilandhaltung und Speck in Bio-Brot, Bio-Fair-Trade-Café und Tee mit einem großen Sitzbereich im Freien.

The Boathouse Café:
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The Boathouse ist ein Restaurant mit einer großen Terrasse als Sitzbereich. 

Open Air Theatre:
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Das Open Air Theatre im Regent´s Park ist das einzig professionelle Freiluft Theater in Großbritannien. Es bietet eine Reihe von Veranstaltungen und Aufführungen von Mai bis September. Das Theater befindet sich im Inner Circle und ist über dem Queen Mary`s Garden.

Queen Mary`s Gardens:
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Queen Mary`s Gardens ist ein weltweit berühmter Garten, der nach der Frau des Königs George V. benannte wurde. Der Rosengarten ist Londons größte Sammlung von Rosen mit rund 12.000 Rosen, die in den Garten gepflanzt wurden. Rosen sind nicht der einzige Schatz der Gärten. Die Mittelmeer-Grenzen sind gut etabliert. Gebüsche sind strategisch entworfen und fügen ein Gefühl der Privatsphäre und des Geheimnisses zu den Gärten hinzu. Die reichen Sehenswürdigkeiten und Gerüche dieser wunderbaren Pflanzen spielen eine so wichtige Rolle in der schönen Erfahrung des Besuchs des Queen Mary`s Gardens.

Ein Amerikaner im Regency-England: Von Richmond nach Hyde Park Corner

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Von 1809 bis 1811 verbrachte Louis Simond, ein französischer Emigrant der in Amerika lebte, 21 Monate in England. Er schrieb seine Reise auf, die er als The Journal of a Tour and Residence in Great Britain veröffentlichte. 

,,11 Januar -  Gestern kamen wir in Richmond an. Heute Morgen habe ich mir in der Postkutsche die Stadt betrachtete, mit den Passagieren, Geschlechtern, Altersgruppen und Bedingungen. Wir hielten auf der Straße mehr als 20 Mal. Ich sah nie etwas so schlecht verwaltetes. In etwa 2 Stunden erreichten wir Hyde Park Corner; ich mochte das Aussehen davon; aber wir waren bald in einem Labyrinth von geschäftigen, rauchigen, schmutzigen Straßen, mehr und mehr je weiter wir fortschritten."







Montag, 20. August 2012

Das georgische Verzeichniss

Das georgische Verzeichniss enthält die vielen Konventionen, Sitten und Objekte des Regency Zeitraumes.

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Chatelaine  ist ein Gerät, welches am Taillenband befestigt ist.

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Fächer waren ein wichtiges Mode Accessoire in der Georgischen und Regency Zeit. Sowohl Männer als auch Frauen trugen Fächer. Anfangs waren sie sehr teuer und nur die reichen Leute konnten sich Fächer leisten, aber im Jahre 1796, die Erfindung des neuen Druchverfahrens, wurden die Fächer dadurch billiger und standen nun auch Menschen mit bescheidereren Mitteln zur Verfügung. Fächer wurden mit aktuellen Ereignissen (wie Nelsons Sieg des Niels), Reiseszenen, Rätseln und Kunstwerken dekoriert. Ein Fächer besteht  aus einem Kopf, wo die Zapfen oder Nieten die Stöcke zusammenhalten, Stangen und jeweils Papier, Seide oder anderem gefalteten Material das an die Stangen geklebt werden. Es wurde ein Verzeichniss von Fächergesten entwickelt, die Narichten aussendeten. Diese Signalsprache wurde in zeitgenössischen Etikett-Bücher und Zeitschriften veröffentlicht. 

Platziert den Fächer in der nähe eures Herzens = Ich Liebe Dich.
Ein geschlossener Fächer ruht auf dem rechten Augen = Wann kann ich Dich sehen?
Ein halb geschlossener Fächer drückt auf den Lippen = Du kannst mich küssen.
Berührt die Spitze des Fächers mit einem Finger = Ich möchte mit Dir sprechen.
Fächer an der rechten Wange = Ja.
Fächer an der linken Wange = Nein.
Fallen lassen des Fächers = Wir werden Freunde sein.
Langsam fächeln = Ich bin verheiratet.
Schnell fächeln = Ich bin beschäftigt.
Tragt den offenen Fächer in der linken Hand = Komm und rede mit mir.
Dreht den Fächer in der rechten Hand = Ich liebe eine andere/einen anderen.
Dreht den Fächer in der linken Hand = Wir werden beobachtet.
Lasst den vollständig geöffneten Fächer langsam herunter fahren = Ich verspreche, Dich zu heiraten.
Haltet den Fächer über die Augen = Es tut mir leid.
Öffnet den Fächer weit = Warte auf mich.

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 Reticule (Fadenkreuz) war eine kleine Handtasche. Es könnte auch als unverzeichtbar bezeichnet werden. Die Reticule wurde zu einem unverzichtbaren Accessoire. Im Dezember 1801 beschrieb Katherine Wilmot, eine irische Frau auf Grand Tour Besuch in Paris, die Reticule wie als ,,eine kleine Arbeitstasche". Heutzutage würde wir wahrscheinlich Portemonnaie dazu sagen. Das Täschchen enthielt möglicherweiße ein Leinentaschentuch, eine Vinaigrette, eine Tablette, einen Bleistift in einer kleinen Schachtel und eine Dose mit Pfefferminzbonbons.
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Vinaigrette ist eine wenig dicht schließende Box mit einem zweiten geflochteten Deckel.

Samstag, 18. August 2012

Bath-Teil 1: Becks & Posh: The Pump Room

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Auf dem Bild sieht man das Stadtzentrum von Bath und die älteste Klosterkirche der Stadt. Auf der rechten Seite kann man ein Gebäude im römischen Stil erkennen. 
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Und wenn einem vom vielen Warten hungrig wird, kann ein Mittagessen bei The Pump Room zu sich nehmen.  
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Also wird auf einen Tisch gewartet, der original als Orangerie gebaut und 1795 eröffnet wurde.
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Während des Essens könnt ihr die Live-Musik genießen. 
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Warme Feld Pilze Pastete mit Thymian, Knoblauch, Sahne und Trüffelöl 9.95€.
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Bath Würstchen mit Kräuter Kartoffelpüree und rote Zwiebel Gem Ale Soße
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Das was man unbedingt tun muss, egal ob man im Pump Room eine Mahlzeit zu sich nimmt oder nicht, ist ein Glas des Thermalwasser zutrinken, welchen 43 Mineralien enthält. Jeder der in Bath ist sollte zur Pulteney Bridge gehen. Es ist eine von 4 Brücken in der Welt, an dessen beiden Seiten sich Geschäfte säumen. Und es ist auf eine altertümliche Art und Weise ziemlich spektakulär. 
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Mittwoch, 15. August 2012

Verlobung zu dritt von Georgette Heyer

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Die sehr junge Eustacie de Vauban kann sich überhaupt nicht vorstellen ihren viel älteren Vetter Tristam zu heiraten. Denn sie ist mit Leib und mit Seele auf eine abenteuerliche Romanze eingestellt. Da lernt sie Adeligen und zugleich Anführer einer Schmuggelbande kennen - Ludovic Laverham. Seine ersehnte Verlobung jedoch steht unter keinem guten Stern, da ihm ein Mord nach gesagt wird. So versucht Eustacie alles um die Unschuld ihres schurkischen Herzenbrechers zu beweisen. Doch dies bringt mehr als nur ihren guten Ruf in Gefahr.

Leseprobe aus dem 1.Kapitel des Buches:

Als Sir Tristram Shield in der Winterdämmerung in Lavenham Court eintraf, unterrichtete man ihn schon an der Haustür davon, dass sein Großonkel sehr schwach sei und wohl nicht mehr lange zu leben habe. Sir Tristram nahm diese Nachricht schweigend auf. Als ihm der Butler aus dem Kutschiermantel mit den vielen Schulterkragen half, erkundigte er sich: „Ist Mr Lavenham hier?“
    „Im Dower House drüben, Sir“, erwiderte der Butler und übergab den Mantel und den hohen Biberhut einem Lakaien. Er bedeutete diesem Untergebenen mit einem strengen Kopfnicken, sich zu entfernen, und fügte mit einem leichten Hüsteln hinzu: „Seine Lordschaft ist etwas schwierig, Sir. Bisher hat Seine Lordschaft Mr Lavenham noch nicht empfangen.“
    Er schwieg und erwartete, dass sich Sir Tristram nach Mademoiselle de Vauban erkundigen würde. Sir Tristram verlangte jedoch nur, in sein Schlafzimmer geführt zu werden, damit er sich umkleiden konnte, bevor er bei seinem Großonkel vorgelassen würde.
    Der Butler, der wie alle anderen auf dem Herrensitz auch den Grund für die plötzliche Ankunft Sir Tristrams kannte, war von diesem Mangel an Interesse enttäuscht; dann aber überlegte er, dass Sir Tristram schließlich nie verraten hatte, was er dachte. Er ging ihm durch die Halle zu der Eichentreppe voran und oben dann neben ihm die Lange Galerie entlang, auf deren einer Seite die Porträts verstorbener Lavenhams hingen; auf der anderen gewährten hohe zweiteilige Fenster den Blick südwärts über den gepflegten Park bis zu den Downs. Die Stille des Hauses wurde durch das Rascheln eines Rocks und das hastige Schließen einer Tür am Ende der Galerie gestört. Der Butler vermutete scharfsinnig, dass Mademoiselle de Vauban, neugieriger als Sir Tristram, in der Galerie gewartet hatte, um einen Blick auf den Gast zu werfen. Als der Butler die Tür eines der Gästezimmer öffnete, sah er Shield bedeutungsvoll an und sagte: „Seine Lordschaft hat niemanden empfangen außer dem Arzt – und den nur einmal; und natürlich Mamsell Eustacie.“
    Sein dunkles, herbes Gesicht verriet nichts. „So?“, sagte Shield.
    Dem Butler kam der Gedanke, dass Sir Tristram vielleicht doch nicht wusste, warum man ihn nach Sussex gerufen hatte. Falls das der Fall war, dann konnte man nicht wissen, wie er es aufnehmen würde. Er war kein leicht zu lenkender Mann, wie sein Großonkel schon früher mehr als einmal bemerkt hatte. Zehn zu eins gewettet würde es Schwierigkeiten geben.
    Sir Tristrams Stimme unterbrach diese Überlegungen. „Schicken Sie mir meinen Kammerdiener herauf, Porson, und melden Sie Seiner Lordschaft, dass ich eingetroffen bin“, sagte er.
Der Butler verneigte sich und zog sich zurück. Sir Tristram ging zum Fenster und sah über die Gartenanlagen zu den Wäldern hinüber, die trotz der zunehmenden Dämmerung noch zu erkennen waren. In seinen Augen stand ein düsterer Ausdruck, und seine Lippen waren so fest zusammengepresst, dass der Mund noch grimmiger als sonst erschien…

Heiratsmarkt von Georgette Heyer











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Während der Londoner Saison möchte Frederica endlich einen Ehegatte für ihre hübsche Schwester Charis finden. Marquis von Alverstoke gilt als der begehrteste Mann der High-Society auf dem Heiratsmarkt. Frederica erinnert ihn daran, dass er ihrem Vater einst ein Versprechen gab. Und als dieser einen Ball für Charlis gibt, glaubt Frederica, dass ihr Plan aufgeht. Doch plötzlich scheint es als ob Marquis mit seinem Charme eine ganz andere Frau zu erobern gedenkt.

Leseprobe des 1.Kapitels des Buches:

Vor fünf Tagen hatte die verwitwete Lady Buxted ihren Bruder, den Höchst Ehrenwerten Marquis von Alverstoke, in einem Sendschreiben dringend ersucht, sie so bald wie nur irgend möglich zu besuchen. Nun konnte sie erleichtert aufatmen, denn ihre jüngste Tochter kündete soeben die Ankunft von Onkel Vernon an: "Er trägt einen Mantel mit Dutzenden von Schultercapes, und er sieht überhaupt todschick aus. Außerdem fährt er ein smartes neues Karriol, Mama, und einfach alles an ihm ist prima!", erklärte Miss Kitty, die Nase platt an die Fensterscheibe gedrückt. "Er ist doch der enormste Stutzer, was, Mama?"
Lady Buxted antwortete tadelnd, solche Ausdrücke schickten sich nicht für eine junge Dame von Stand, und beorderte ihre Tochter ins Schulzimmer.
Lady Buxted gehörte nicht zu den Verehrerinnen ihres Bruders, und die Nachricht, dass er seine zweirädrige Kutsche persönlich zum Grosvenor Place gelenkt hatte, trug nicht gerade dazu bei, ihn in ihrer Gunst steigen zu lassen. Es war ein schöner Frühlingsmorgen, aber es wehte ein scharfer Wind, und kein Mensch, der den Marquis kannte, hätte angenommen, dass er seine Vollblüter länger als einige Minuten warten lassen würde. Das verhieß nichts Gutes für den Plan, den die Lady im Sinn hatte. Denn Alverstoke war zweifellos das egoistischste und ungefälligste Geschöpf unter Gottes Sonne.
Ihre Schwester, Lady Jevington, eine gebieterische Matrone jenseits der Vierzig, teilte diese Einschätzung nur unter Vorbehalt. Auch sie hielt ihren einzigen Bruder für egoistisch und ungefällig, aber sie sah beim besten Willen keinen Grund, warum er für Louisa mehr tun sollte als für sie selbst. Was Louisas zwei Söhne und drei Töchter betraf, so konnte Lady Jevington ihrem Bruder keinen Vorwurf daraus machen, dass er sich für keinen der Sprösslinge interessierte. Es war wirklich unmöglich, sich für derart gewöhnliche Kinder zu interessieren. Dass er sich jedoch genauso wenig für ihre eigenen Nachkommen interessierte, deutete in der Tat auf eine egoistische Veranlagung hin. Jeder Mensch hätte angenommen, dass ein Junggeselle, der nicht nur ersten Standes, sondern außerdem beträchtlich reich war, nur zu froh gewesen wäre, einen so vielversprechenden Neffen, wie es ihr geliebter Gregory war, in den erlesenen Kreis aufzunehmen, dem Alverstoke selbst zur Zierde gereichte, und er hätte sich bemüht, die liebe Anna in die vornehme Welt einzuführen. Dass Anna ohne die geringste Hilfe seinerseits dennoch standesgemäß verlobt worden war, milderte ihre Entrüstung keineswegs. Zwar musste sie zugeben, ihr altmodischer Ehemann erinnere sie zurecht daran, dass sie die leichtfertige Clique missbilligte, zu der Alverstoke gehörte, und sie hatte auch häufig der Hoffnung Ausdruck verliehen, Gregory würde dort niemals hineingeraten. Dennoch konnte sie es Alverstoke noch immer nicht verzeihen, dass er es nicht einmal versucht hatte, Gregory dort einzuführen. Sie sagte, es hätte sie keinen Deut gekümmert, wenn sie nicht mit gutem Grund annehmen müsste, dass Alverstoke seinen jungen Vetter und Erben Endymion nicht nur als Kornett in die Life Guards eingekauft hatte, sondern ihm außerdem noch eine schöne Apanage zukommen ließ. Worauf Lord Jevington antwortete, er sei durchaus imstande, für seinen Sohn selbst zu sorgen, der ohnehin keinen wie immer gearteten Anspruch an seinen Onkel hatte. Er persönlich könne es Alverstoke nur hoch anrechnen, dass er so vernünftig war und sich davor zurückhielt, den Eltern des Ehrenwerten Gregory Sandridge finanzielle Hilfe anzubieten, was diese nur als Kränkung hätten empfinden können. Das stimmte durchaus, trotzdem war Lady Jevington der Meinung, wenn Alverstoke auch nur ein Körnchen Anstandsgefühl besäße, dann hätte er für seine Gunst nicht einen bloßen Vetter statt seines ältesten Neffen ausgewählt. Ihrer Meinung nach wäre in einer besser organisierten Gesellschaft sein Erbe ohnehin der Sohn der ältesten Schwester, nicht aber ein entfernt verwandter Vetter.
Lady Buxted freilich hätte Gregory nicht gern in so unfairer Weise erhoben gesehen, stimmte jedoch im allgemeinen ihrer Schwester zu, denn beide Damen waren sich einig in ihrer Verachtung des Mr. Endymion Dauntry den sie zu einem ausgemachten Klotz stempelten. Ob aber ihre Feindseligkeit diesem untadeligen jungen Mann gegenüber ihrer Abneigung gegen seine verwitwete Mama entsprang oder aber seinem schönen Gesicht und der prachtvollen Figur galt – beides stellte sowohl Gregory Sandridge wie auch den jungen Lord Buxted in den Schatten –, war eine Frage, die lieber niemand stellte.
Aus welchem Grund auch immer, jedenfalls waren Alverstokes beide älteren Schwestern überzeugt, man hätte keinen unwürdigeren Erben für die Würden des Marquis finden können als Endymion, und beide hatten keine Mühe gescheut, die Aufmerksamkeit ihres Bruders auf sämtliche hübschen und standesgemäßen jungen Damen zu lenken, die Jahr um Jahr auf die elegante Welt losgelassen wurden.
Alverstokes Gewohnheitssünde war es jedoch, sich äußerst schnell zu langweilen. Sie hatte selbst seine Schwestern besiegt, denn keine der beiden konnte annehmen, wenn sie die zahlreichen blendenden leichten Schönheiten, die unter seinem Schutz gelebt hatten, Revue passieren ließ, dass er weiblichen Reizen gegenüber unempfänglich war. Keine von beiden war jedoch auch so dumm, allzu optimistisch zu werden, wenn er ausnahmsweise einmal eine Neigung zu irgendeiner Perle an Geburt, Schönheit und Reichtum zu entwickeln schien, die ihm die eine oder andere seiner Schwestern unter die Nase schob. Er war durchaus imstande, die betreffende Dame einige Wochen lang zum Gegenstand seiner Galanterie zu machen, dann aber plötzlich abzuspringen und zu vergessen, dass es sie überhaupt gab. Als es seinen Schwestern dämmerte, dass vorsichtige Eltern ihn scheel ansahen und man ihn allgemein für gefährlich hielt, gaben sie ihre Versuche auf, ihm eine Frau zu verschaffen, und widmeten ihre Energien stattdessen der leichteren Aufgabe, seine Trägheit zu beklagen, seinen Egoismus zu verdammen und ihn wegen seiner moralischen Verirrungen, so weit sie ihnen zu Ohren kamen, zu schelten. Nur seine jüngste Schwester hielt sich davor zurück. Da sie aber verschiedene schmeichelhafte Heiratsanträge abgelehnt, nach eigenem Belieben einen bloßen Landedelmann geheiratet hatte und nur noch selten in die Metropole kam, wurde sie von ihren beiden älteren Schwestern für eine quantité négligeable gehalten. Wenn sie von ihr sprachen – was selten vorkam –, dann nur von der armen Eliza. Obwohl sie wussten, dass Alverstoke Eliza lieber hatte als sie, kam es ihnen nicht in den Sinn, sie um ihre Hilfe bei den Heiratsplänen für den Bruder zu ersuchen. Wäre es ihnen aber doch eingefallen, dann hätten sie den Gedanken in dem wohlbegründeten Glauben abgetan, dass noch kein Mensch ihn, seit er zum Mann geworden war, auch nur im Geringsten beeinflusst hatte.
Diesmal jedoch hatte Lady Buxted ihn nicht zu sich befohlen, um ihm eine Strafpredigt zu halten. Ja, sie hatte beschlossen, überhaupt nichts zu sagen, was ihn hätte verstimmen können. Aber während sie im Salon auf ihn wartete, folgte der Hoffnung, die – ungeachtet ihrer Erfahrung – in ihrer Brust aufgekeimt war, als sie von seiner Ankunft hörte, sofort die Überlegung, dass es ihm wieder einmal ähnlich sah, fünf Tage verstreichen zu lassen, bevor er sich die Mühe machte, einer Aufforderung zu folgen, die ja immerhin höchst dringlich hätte sein können. Nur mit Mühe zwang sie ihr Gesicht zum Ausdruck liebevoller Begrüßung. Noch schwerer fiel es ihr, Herzlichkeit in die Stimme einfließen zu lassen, als er unangemeldet ins Zimmer hereinschlenderte. Auch das sah ihm ähnlich, dieses nachlässige Benehmen, das Ihre Gnaden, pedantisch auf gute Formen bedacht, sehr bedauerte, denn sie sah nicht ein, wieso er sich in ihrem Haus benahm, als gehörte es ihm.
Sie unterdrückte ihren Ärger, streckte ihm die Hand entgegen und sagte: "Vernon! Mein Lieber, was für eine reizende Überraschung!"
"Was ist daran überraschend?", fragte er und zog die schwarzen Brauen hoch. "Hast du mich denn nicht gebeten zu kommen?"
Zwar blieb das Lächeln auf den Lippen Lady Buxteds festgefroren, aber sie antwortete ziemlich scharf: "Sicher, aber schon vor so vielen Tagen, dass ich angenommen habe, du seist nicht in London!"
"O doch!", sagte er und erwiderte ihr Lächeln mit äußerster Süße.
Lady Buxted ließ sich dadurch nicht täuschen, hielt es aber für klug, die absichtliche Provokation zu ignorieren, die sie sehr gut erkannte. Sie klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Sofa und lud ihren Bruder damit ein, sich neben sie zu setzen. Er jedoch ging zum Kamin, beugte sich vor, um sich die Hände zu wärmen, und sagte: "Ich kann mich nicht lange aufhalten, Louisa. Was willst du von mir?"
Da sie sich entschlossen hatte, auf ihre Bitte taktvoll, Schritt für Schritt loszusteuern, machte sie diese unumwundene Frage wütend und brachte sie aus dem Konzept. Sie zögerte. Mit einem Glitzern in seinen harten grauen Augen schaute er auf und sagte: "Also?!"
Sie war nicht gezwungen, ihm sofort zu antworten, denn eben kam ihr Butler mit Erfrischungen herein, die seiner Meinung nach jetzt passend waren. Während er das schwere Tablett auf einem Seitentisch abstellte und den Marquis im vertraulichen Ton des alten Hausfaktotums informierte, er habe sich erlaubt, sowohl den Mountain wie den Sherry hereinzubringen, hatte Lady Buxted Zeit, sich zu sammeln. Etwas grollend vermerkte sie, dass es ihrem Bruder beliebte, sie in Reithose und Stiefeln zu besuchen – einem Anzug, der bedauerlicherweise genauso formlos war wie sein Eintritt in den Salon. Dass seine Stiefel glänzend poliert, sein Halstuch äußerst sorgfältig gelegt und der Schnitt seiner wie angegossen sitzenden Jacke offenkundig von Meisterhand stammte, erhöhte nur ihren Verdruss. Wäre ihm wie alles Übrige auch seine Erscheinung gleichgültig gewesen, dann hätte sie ihm verzeihen können, dass er es nicht für nötig hielt, ihr zu Ehren den für Morgenbesuche vorgeschriebenen Anzug zu tragen. Aber ein Mensch, der immer so elegant aussah wie er und dessen Stil von so vielen modebewussten Herren kopiert wurde, konnte modische Vorschriften unmöglich übergehen. Ja, sie hatte ihn einmal in einem Anfall von Erbitterung gefragt, ob ihm überhaupt an irgendetwas außer seiner Kleidung läge. Worauf er sich die Frage lange überlegt und dann erwidert hatte, dass zwar seine Kleidung natürlich an erster Stelle stehe, aber auch an seinen Pferden läge ihm viel.
Er war zu dem Tischchen hinübergegangen, und als sich der Butler zurückgezogen hatte, wandte er sich um und fragte: "Sherry, Louisa?"
"Mein lieber Vernon, jetzt könntest du wirklich schon wissen, dass ich Sherry nie anrühre!"
"Wirklich? Aber ich habe ja ein so entsetzlich schlechtes Gedächtnis!"
"Nicht, wenn du dich an etwas erinnern willst!"
"Nein – dann nicht!", stimmte er ihr zu. Er sah zu ihr hinüber, und beim Anblick ihrer zusammengepressten Lippen und der Zornesröte lachte er plötzlich auf. "Was für ein Dummkopf du doch bist, teure Schwester! Ich habe noch nie einen Fisch geangelt, der bereitwilliger angebissen hätte als du! Was also darf es sein? Malaga?"
"Ich nehme ein halbes Glas Ratafia, wenn du ihn mir netterweise einschenken wolltest", antwortete sie steif.
"Das geht mir zwar sehr gegen den Strich, aber ich werde so nett sein. Was für ein scheußliches Getränk zu dieser Stunde! Das heißt, eigentlich immer", fügte er nachdenklich hinzu. Er reichte ihr das Glas, sein Gang war gemächlich, doch elastisch wie der des geborenen Sportlers. "Also, worum geht es diesmal? Schleich nicht um den heißen Brei herum! Ich will nicht, dass sich meine Pferde erkälten."
"So setz dich doch endlich", sagte sie zornig.
"Schön, aber um Himmels willen, fasse dich kurz!", antwortete er und wählte den Lehnstuhl an der anderen Seite des Kamins.
"Es hat sich zufällig ergeben, dass ich deine Hilfe benötige, Alverstoke", sagte sie.
"Das, liebe Louisa, habe ich befürchtet, als ich deinen Brief las", erwiderte er mit abscheulicher Liebenswürdigkeit. "Natürlich hätte es auch sein können, dass du mich herbeorderst, um mir eine deiner Standpauken zu verpassen. Aber du hast deine Botschaft derart liebevoll abgefasst, dass ich diesen Verdacht fast sofort verbannte und mir daher nur die andere Version blieb: Du willst, dass ich etwas für dich tue."
"Wenn ich recht verstehe, dann sollte ich froh sei, dass du dich an meine schriftliche Einladung zu einem Besuch überhaupt erinnerst!", sagte sie und starrte ihn zornig an.
"Du kannst dir nicht vorstellen, Louisa, wie sehr es mich reizt, deine Dankbarkeit mit einem geziemenden Grinsen entgegenzunehmen!", sagte er. "Aber man soll mir nicht nachsagen können, dass ich mich mit fremden Federn schmücke: Trevor hat mich hergejagt."
"Soll das heißen, dass Mr. Trevor meinen Brief gelesen hat?", fragte Lady Buxted empört. "Dein Sekretär?"

Venetia und der Wüstling von Georgette Heyer

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Die Weise Venetia kennt das Leben in London nur aus Büchern - mit ihren exquistien Festen, rauschenden Bällen und galanten Kavalerien. Sie kümmert sich sowohl um ihren kranken Bruder Aubrey sowie um das Familienanwesen in Yorkshire. Eines Tages kommt überraschend der berüchtigte Frauenheld Lord Jasper Damerel zu Besuch. Doch hinter allem entdeckt Venetia das Jasper ein gütiges Herz und einen wachen Verstand besitzt. Doch ihre Liebe hat keine Zukunft. Jasper wendet sich von ihr ab, da er Angst hat Venetias Ruf durch eine Heirat für immer zu ruinieren. So beschließt Venetia nach London zu reisen um ihre Unschuld zu verlieren.

Leseprobe des 1.Kapitels zum Buch:

 "Heute Nacht ist ein Fuchs unter die Hennen geraten und hat eine unserer besten Legerinnen entführt", bemerkte Miss Lanyon. "Noch dazu eine Urgroßmutter! Er sollte sich wirklich schämen!" Da sie keine Antwort bekam, fuhr sie mit veränderter Stimme fort: "Ja, wirklich! Das ist zu schlimm. Was sollen wir jetzt tun?"
Ihr Gefährte wurde aufmerksam, hob die Augen von dem Buch, das offen neben ihm auf dem Tisch lag, und schaute sie, etwas geistesabwesend, fragend an, "Was soll das? Hast du etwas zu mir gesagt, Venetia?"
"Ja, Liebling", antwortete seine Schwester heiter, "aber es war ganz und gar unwichtig, und ich habe auf alle Fälle gleich für dich geantwortet. Du würdest wirklich staunen, wenn du wüsstest, was für interessante Gespräche ich mit mir führe und wie ich sie genieße."
"Ich habe gelesen."
"Stimmt – und deinen Kaffee kalt werden lassen, abgesehen davon, dass du das Butterbrot nicht fertiggegessen hast. So iss es doch auf! Ich glaube wirklich, ich sollte dir nicht erlauben, bei Tisch zu lesen."
"Och, ohnehin nur am Frühstückstisch!", sagte er verächtlich. "Probier's, ob du mich davon abhalten kannst!"
"Natürlich kann ich das nicht. Was ist es eigentlich?", gab sie zurück und schaute den Band an. "Ach, Griechisch! Zweifellos irgendeine erbauliche Geschichte."
"Die Medea", sagte er zurückhaltend. "In der Ausgabe von Porson, die mir Mr. Appersett geliehen hat."
"Und ob ich die kenne! Sie war doch dieses bezaubernde Geschöpf, das ihren Bruder zerschnippelt und die Stücke ihrem Papa vor die Füße geworfen hat, nicht? Sicher eine absolut liebenswürdige Person, wenn man sie erst näher kennt."
Er zuckte ungeduldig die Achsel und antwortete wegwerfend: "Das verstehst du nicht, und es ist pure Zeitverschwendung, dir das zu erklären."
Sie zwinkerte ihm zu. "Aber ich versichere dir, ich verstehe sie! Ja, bin ganz auf ihrer Seite, abgesehen davon, dass ich mir wünsche, ich besäße ihre Entschlossenheit! Obwohl ich glaube, ich hätte deine Überreste fein säuberlich im Garten vergraben, mein Lieber!"
Diese ausfallende Bemerkung entlockte ihm ein Grinsen, aber er sagte bloß, bevor er sich wieder seinem Buch zuwandte, ein solcher Befehl an sie wäre bestimmt die einzige Aufmerksamkeit gewesen, die ihre Eltern der Sache gewidmet hätten.
Gegen seine Gewohnheiten abgehärtet, versuchte es seine Schwester nicht weiter, seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Das Butterbrot – alles, was er an diesem Morgen zu essen gewillt war – lag zur Hälfte aufgegessen auf seinem Teller, aber ihn weiter zu ermahnen, wäre Zeitverschwendung gewesen, und hätte sie es gewagt, sich zu erkundigen, wie er sich heute Morgen fühle, hätte sie ihn doch nur aufgebracht.
Er war ein magerer Junge, ziemlich klein für sein Alter, keineswegs unhübsch, aber mit einem Gesicht, das über seine Jahre hinaus scharf und von Linien durchzogen war. Einem Fremden wäre es schwergefallen, sein Alter zu schätzen, da die Unreife seines Körpers in seltsamem Gegensatz zu seinem Gesicht und seinem Benehmen stand. Tatsächlich war er erst vor Kurzem siebzehn geworden, aber körperliches Leiden hatte die Linien in sein Gesicht gegraben, und der Umgang ausschließlich mit Menschen, die älter waren als er, gepaart mit einem Intellekt, der zu Gelehrsamkeit neigte und sehr ausgeprägt war, hatte ihn frühreif gemacht. Eine Erkrankung des Hüftgelenks hatte ihn von Eton ferngehalten, wo sein Bruder Conway, um sechs Jahre älter als er, erzogen worden war, und das – oder, wie seine Schwester manchmal dachte, die verschiedenen Behandlungen seiner Krankheit, die er hatte durchmachen müssen – hatte dazu geführt, dass eines seiner Beine kürzer war. Er konnte nur mit einem sehr deutlich merkbaren und hässlichen Hinken gehen, und obwohl die Krankheit angeblich zum Stillstand gebracht worden war, schmerzte ihn das Gelenk bei ungünstigem Wetter oder wenn er sich überanstrengt hatte, immer noch. Sporte, für die sich sein Bruder begeisterte, waren ihm verwehrt, aber er war ein tapferer Reiter und ein recht guter Schütze, und nur er wusste – und Venetia erriet es –, wie bitterlich er sein Leiden hasste.
Eine Knabenzeit erzwungener physischer Unbeweglichkeit hatte in ihm die angeborene Neigung zu Gelehrsamkeit verstärkt. Als er vierzehn war, hatte er seinen Erzieher, wenn nicht an Wissen, so doch an Erfassen übertroffen, und der würdige Mann erkannte, dass der Junge einen Pauker höheren Wissens bedurfte, als er es zu liefern imstande war. Zum Glück war ein Mann, der darüber verfügte, vorhanden. Der Pastor war ein bedeutender Gelehrter und hatte seit langem mit einer Art sehnsüchtigem Entzücken Aubrey Lanyons Fortschritte verfolgt. Er bot sich an, den Jungen für Cambridge vorzubereiten, Sir Francis Lanyon, erleichtert, dass es ihm erspart blieb, einen neuen Erzieher in seinen Haushalt aufnehmen zu müssen, stimmte dem Arrangement zu, und Aubrey, damals bereits imstande, sich auf ein Pferd zu setzen, verbrachte daraufhin den größten Teil des Tages im Pfarrhaus, brütete in dem halbdunklen Bücherzimmer des Reverend Julius Appersett über gelehrten Texten, sog eifrig das umfassende Wissen seines sanften Präzeptors in sich ein und erfüllte diesen mit einem sich ständig steigernden Glauben an Aubreys Fähigkeit, dereinst zu brillieren. Aubrey war schon im Trinity College immatrikuliert, wo er im kommenden Jahr zu Michaeli aufgenommen werden würde. Und Mr. Appersett setzte durchaus keinen Zweifel darein, dass Aubrey, so jung er dann noch immer sein würde, sich sehr bald in den Rang eines Scholaren erhoben sähe.
Weder seine Schwester noch sein älterer Bruder hegten in diesem Punkt die geringsten Zweifel. Venetia wusste, dass er einen hohen Verstand besaß, und Conway, selbst ein prächtig robuster junger Sportler, für den schon das Schreiben eines Briefes eine unerträgliche Mühe bedeutete, betrachtete den Bruder mit ebenso großer Ehrfurcht wie mit Mitleid. Scholar werden zu wollen, erschien Conway ein seltsamer Ehrgeiz, aber er hoffte aufrichtig, dass es Aubrey gelingen würde, denn was sonst – sagte er einmal zu Venetia – konnte der arme kleine Bursche tun, als sich an seine Bücher halten?
Was Venetia betraf, so meinte sie, dass er sich viel zu eng an diese hielt und in einem erschreckend frühen Alter alle Anzeichen zeigte, ein ebenso eigensinniger Eigenbrötler zu werden, wie es ihr Vater gewesen war. Derzeit sollte er gerade Ferien genießen, denn Mr. Appersett war in Bath und erholte sich von einer schweren Krankheit, indes ein Vetter, mit dem er zum Glück hatte tauschen können, seine Pflichten hier erfüllte. Jeder andere Junge hätte seine Bücher in eine Stellage gestopft und wäre mit seiner Angelrute ausgezogen. Aubrey brachte selbst an den Frühstückstisch Bücher mit und ließ seinen Kaffee kalt werden, während er dasaß, seine hohe, zarte Stirn aufgestützt, die Augen auf die Druckseite gerichtet, das Gehirn derart darauf konzentriert, was er gerade las, dass man seinen Namen hätte dutzendmal aussprechen können und trotzdem keine Antwort erhalten hätte. Es fiel ihm nicht auf, dass er durch eine derartige Konzentration zu einem schlechten Gesellschafter wurde. Erzwungenerweise fiel es Venetia auf, aber da sie seit langem erkannt hatte, dass er genauso egoistisch war wie sein Vater oder sein Bruder, konnte sie seine seltsame Art völlig gleichmütig hinnehmen und ihn auch weiterhin gern haben, ohne schmerzlich enttäuscht zu sein.
Sie war um neun Jahre älter als er, das älteste der drei überlebenden Kinder eines Großgrundbesitzers im Yorkshire mit einer langen Ahnenreihe, einem behaglich großen Vermögen und exzentrischen Gewohnheiten. Der Verlust seiner Frau, bevor Aubrey noch lange Hosen trug, war die Ursache gewesen, dass sich Sir Francis in den dicken Mauern seines Herrenhauses, etliche fünfundzwanzig Meilen von York entfernt, vergrub, voll erhabener Gleichgültigkeit dem Wohlergehen seiner Sprösslinge gegenüber, und der Gesellschaft seiner Kameraden abschwor. Venetia konnte nur annehmen, dass sein Wesen schon immer zum Einsiedlertum neigte, denn sie konnte unmöglich glauben, dass ein derart ausgefallenes Verhalten aus einem gebrochenen Herzen kam. Sir Francis war ein Mann von steifem Stolz, aber nie ein empfindsamer Mensch gewesen, und dass seine Ehe ungetrübte Seligkeit gewesen wäre, war eine liebenswürdige Fiktion, die seine klaräugige Tochter einfach nicht glaubte. Ihre Erinnerungen an die Mutter waren vage, aber sie enthielten den Nachhall erbitterten Zanks, zugepfefferter Türen und peinlich hysterischer Anfälle. Sie konnte sich erinnern, dass sie in das duftende Schlafzimmer ihrer Mutter kommen durfte, um zuzuschauen, wie diese für einen Ball im Howard-Schloss angekleidet wurde, sie konnte sich an ein wunderschönes, aber unzufriedenes Gesicht erinnern, an ein Gewirr teurer Kleider, an eine französische Kammerzofe. Aber sie konnte nicht eine einzige Erinnerung an mütterliche Besorgnis oder Liebe heraufbeschwören. Sicher war, dass Lady Lanyon die Liebe ihres Gatten zum Landleben nicht geteilt hatte. Jedes Frühjahr hatte das schlecht zusammenpassende Paar in London gesehen, der Frühsommer brachte sie nach Brighton. Wenn sie nach Undershaw zurückkehrten, dauerte es nicht lange, bis Ihre Gnaden Trübsal blies. Und wenn sich der Winter über Yorkshire senkte, konnte sie unmöglich das strenge Klima ertragen und war mit ihrem widerstrebenden Gatten auf und davon, auf einer Besuchstour bei ihren Freunden. Kein Mensch hätte sich vorstellen können, dass Sir Francis eine solche Schmetterlingsexistenz passte, dennoch war er ein geschlagener Mann, als eine plötzliche Krankheit seine Frau dahinraffte, nicht imstande, den Anblick ihres Porträts an der Wand zu ertragen, noch ihren Namen erwähnt zu hören.
Seine Kinder wuchsen in der Wüste auf, die er geschaffen hatte, nur Conway, der nach Eton geschickt wurde und von dort in ein Infanterieregiment eintrat, entfloh in eine größere Welt. Weder Venetia noch Aubrey waren weiter als von Undershaw nach Scarborough gekommen, und ihre Bekanntschaft beschränkte sich auf die paar Familien, die in Reichweite des Herrenhauses lebten. Keinem von beiden tat das leid, Aubrey nicht, weil er davor zurückschrak, unter Fremde zu gehen, Venetia, weil es ihr einfach nicht lag, es zu bedauern. Sie war nur ein einziges Mal untröstlich gewesen, und zwar, als sie siebzehn wurde und Sir Francis es ablehnte, sie zu seiner Schwester nach London fahren zu lassen, damit Venetia bei Hof vorgestellt und in die Gesellschaft eingeführt werde. Es schien hart, und sie hatte einige Tränchen vergossen. Aber nur ein bisschen Überlegung hatte genügt, sie zu überzeugen, dass der Plan wirklich ziemlich undurchführbar war. Sie konnte Aubrey, damals ein kränklicher Achtjähriger, nicht allein der Pflege der Nurse überlassen: die Ergebenheit dieses vortrefflichen Geschöpfes hätte ihn ins Irrenhaus gebracht. So hatte sie die Tränen getrocknet und sich mit der Situation abgefunden. Papa war schließlich doch nicht so unvernünftig. Wenn er auch einer Londoner Saison nicht zustimmen wollte, so erhob er doch keinen Einwand dagegen, dass sie die Unterhaltungen in York oder sogar in Harrogate mitmachte, wann immer Lady Denny oder Mrs. Yardley sie einlud, mitzufahren, was sie ziemlich häufig taten, die eine aus Güte, die andere unter dem Druck ihres entschlossenen Sohnes. Auch war Papa durchaus nicht kleinlich: er kümmerte sich nie um ihre Ausgaben für den Haushalt, gab ihr eine recht schöne Apanage und hinterließ ihr, einigermaßen zu ihrer Überraschung, nach seinem Tod ein recht respektables Einkommen.
Dieses Ereignis hatte sich vor drei Jahren abgespielt, einen Monat nach dem glorreichen Sieg bei Waterloo, und ganz unerwartet, durch einen tödlichen Schlaganfall. Es war für seine Kinder zwar ein Schock, aber kein Kummer gewesen. "In Wirklichkeit", sagte Venetia zum Entsetzen der gütigen Lady Denny, "kommen wir viel besser ohne ihn aus."

Skandal im Ballsaal von Georgette Heyer







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Sylvester, Duke of Salford, ist der Ansicht das Gefühle der Ehe nur schaden. Deshalb entscheidet er sich die hübsche Phoebe eher aus Vernuft als aus Liebe zu heiraten. Diese jedoch macht Sylvester zum schurkischen Helden ihres Romans. 

1.Kapitel des als Leseprobe:

Sylvester stand am Fenster seines Frühstückszimmers, stützte die Hände auf den Sims und starrte hinaus in die liebliche Landschaft. Von dieser Seite, der Ostfront von Chance, konnte man zwar den Zierteich nicht sehen, doch eine Zeder brach das Wogen des Rasens, der im Sommer von den Schnittern kurz gehalten wurde, und jenseits der Lichtung schimmerten im winterlichen Sonnenlicht die Stämme von Rotbuchen – Ausläufern des Home-Waldes. Sie übten noch immer ihre Anziehungskraft auf Sylvester aus, wenn sie ihn nun auch eher zu den Wildplätzen riefen als zu einem Land, wo jedes Dickicht einen Drachen barg und falsche Ritter die Reitwege heruntergesprengt kamen. Er und sein Zwillingsbruder Harry hatten die Drachen getötet und große Attacken gegen die Ritter ausgefochten. Nichts war mehr davon übrig; Harry war beinahe vier Jahre tot. Aber nun gab es dort Fasane, um Sylvester hinauszulocken, und sie lockten ihn wahrlich, denn eine Folge grimmiger Fröste hatte den Boden zu Stein werden lassen und ihm zwei Jagdtage geraubt; der stürmische Nordwind hätte selbst den passioniertesten Jäger abgehalten, ein Gewehr in die Hand zu nehmen.
Es war immer noch sehr kalt, aber der Wind hatte sich gelegt, und die Sonne schien; es war höchst unsinnig, dass er sich entschlossen hatte, dieser Tag solle wie all die unfreundlichen, die ihm vorangegangen waren, der Arbeit geweiht sein. Er konnte natürlich seine Absicht ändern, indem er seinem Butler befahl, den verschiedenen Leuten, die seiner Befehle harrten, mitzuteilen, dass er sie am kommenden Tage empfangen wolle. Sein Makler und sein Haushofmeister waren den ganzen Weg von London gekommen, ihm ihre Aufwartung zu machen; aber Sylvester kam nicht auf den Gedanken, sie könnten Grund zur Klage finden, wenn man sie ungeduldig warten ließ. Sie standen in seinem Dienst und hatten keine andere Funktion, als seinen Interessen zu dienen; sie würden seine geänderten Absichten als eine Grille hinnehmen, wie sie von einem vornehmen und wohlhabenden Herrn zu erwarten war.
Aber Sylvester war nicht launenhaft, und er hatte keineswegs die Absicht, dieser Versuchung zu erliegen. Launen brachten schlechte Diener, und für die Verwaltung ausgedehnter Besitztümer war eine gute Dienerschaft unbedingt vonnöten. Sylvester war gerade erst achtundzwanzig Jahre alt geworden, aber er hatte sein riesiges Erbe bereits angetreten, als er neunzehn war, und was immer für Dummheiten und Extravaganzen er begangen hatte, nie hatten sie ihn verleitet, das Erbe als Spielzeug zu behandeln oder sich der geringsten seiner Verpflichtungen zu entziehen. Er war für eine bedeutende Stellung geboren und dazu erzogen, sie in einer Art zu erfüllen, die der langen Reihe hervorragender Ahnen würdig war; und so wenig er nach seinem Recht fragte, all den Leuten Gehorsam zu befehlen, deren Namen auf seiner überwältigenden Lohnliste eingetragen waren, fragte er nach der Unentrinnbarkeit der Pflichten, die auf seine Schultern gelegt worden waren. Hätte man ihn gefragt, ob er über sein Ansehen erfreut war, er hätte wahrheitsgemäß erwidert, dass er das niemals bedacht hatte; aber er hätte es sicherlich sehr missbilligt, zu sehen, wie es plötzlich dahinschwand.
Natürlich stellte ihm niemand je so eine Frage. Man hielt ihn allgemein für einen ausnehmend glücklichen jungen Mann, der mit einer hohen Stellung, Vermögen und Eleganz ausgestattet war. Keine böse Fee war zu seiner Taufe gekommen, um geheimnisvoll und mächtig sein Geschick mit der Gabe eines Buckels oder einer Hasenscharte zu beeinflussen. Obwohl nicht mehr als mittelgroß, war er gut proportioniert, mit breiten Schultern, einem Paar wohlgestalteter Beine und einem Aussehen, das einnehmend genug war, das Attribut "stattlich", das häufig darauf angewendet wurde, nicht ganz lächerlich zu machen. Bei einem geringeren Mann hätte die Eigenart der Augen, die schiefgestellt schienen unter den fliehenden schwarzen Brauen, für einen Makel gegolten; dem Herzog von Salford verliehen sie natürlich Vornehmheit. Und jene, die seine Mutter in ihrer besten Zeit bewundern konnten, erinnerten sich, dass auch sie diese dünne, erhabene Augenbrauenlinie hatte. Es schien, als wären die Augenbrauen mit einem Pinsel zusammengefügt worden, in einer glatten Linie zu den Schläfen aufwärts gezogen. An der Herzogin war diese Besonderheit charmant; an Sylvester war sie weniger attraktiv. Sie verlieh ihm, wenn er ärgerlich war und die hochgezogene Linie durch ein Stirnrunzeln verstärkt wurde, den Anstrich eines Satyrs.
Er war gerade im Begriff, sich vom Fenster abzuwenden, als eine kleine, davoneilende Gestalt seine Aufmerksamkeit erregte. Aus dem Schutz einer Eibenhecke auftauchend, hastete ein kleiner Junge mit goldenem Lockenkopf über die Lichtung davon in Richtung des Home-Waldes. Seine in Nankinghosen steckenden Beine bewegten sich rasch über das Gras, und unter einem Ohr lugte die frischgewaschene Halskrause seines Hemdes zerknittert aus dem Wolltuchmantel, den eilige und ungeschickte Hände über seine kleine blaue Jacke gezogen hatten.

Damenwahl (Cotillion) von Georgette Heyer

Damenwahl: Roman



Kitty, die Adoptivtochter der Millionärs, mangelt es keinen Falls an Verehrern. Doch sie will nur ihre große Liebe: Jack. Als sie eines Tages einen Gatten auswählen muss erscheint dieser nicht zum Termin. Nun muss sie sich entscheiden wen sie nehmen soll um ihr Vermögen zu retten. Da plötzlich begegnet sie Frederick Standen. Er hat zwar nicht die selben Talente wie Jack, jedoch beflügelt er Kittys Herz mit seiner charmanten Ausstrahlung. 
Hier das 1.Kapitel als Probe lesen:
 Der Salon war, wie jeder andere Raum in Arnside House, groß, hoch und vor etwa zwanzig Jahren in einem Stil eingerichtet worden, der damals als dernier cri gegolten hatte, seither jedoch etwas aus der Mode gekommen war. Zwar wies der Raum keinerlei Anzeichen von Armut auf, etwa einen zerschlissenen Teppich oder geflickte Vorhänge, der bunte Brokat aber war verschossen, die Malerei an den getäfelten Wänden zeigte Risse, und auch die vergoldeten Bilderrahmen waren schon lange blind geworden. Ein zufälliger Besucher hätte vermuten können, dass für Mr. Penicuik, dem das Haus gehörte, harte Zeiten angebrochen waren. Zwei der drei Herren, die sich an einem Winterabend Ende Februar um halb sieben im Salon versammelt hatten, liefen jedoch nicht Gefahr, diesem Irrtum zu verfallen. Sie wussten, dass Großonkel Matthew, der bei dem gewaltigen Unternehmen der Trockenlegung des Fen-Country ein Vermögen gemacht hatte und einer der reichsten Männer Englands war, nur an einer tief verwurzelten Abneigung litt, Geld für irgendetwas auszugeben, das nicht unmittelbar seiner eigenen Bequemlichkeit diente. Der dritte Herr verriet keinerlei Anzeichen, dass er überhaupt darüber nachdachte. Er richtete nicht wie sein Vetter, Lord Biddenden, sein Monokel missbilligend auf einen fleckigen Spiegel; er machte auch nicht wie sein jüngerer Vetter, Ehrwürden Hugh Rattray, eine bissige Bemerkung über das unzulängliche kleine Holzfeuer im Kamin. Das ganze Dinner hindurch, das zu unkonventioneller Stunde, um fünf Uhr, serviert und eher (wie Lord Biddenden seinem Bruder erklärte) mit Rücksicht auf die Verdauungsschwierigkeiten des Gastgebers als den Geschmack seiner Gäste zusammengestellt worden war, hatte er Schweigen bewahrt, das vielleicht nicht gebrochen worden wäre, hätte sein Vetter Hugh nicht einige freundliche, einfache Bemerkungen an ihn gerichtet, die leicht zu verstehen und fast ebenso leicht zu beantworten waren. Als er den Salon betreten hatte, war er auf einen Sessel neben dem Kamin zugesteuert, wo er nun saß, an einem Zipfel seines Taschentuchs kaute und ausdruckslos seinen älteren Vetter anstarrte.
    Lord Biddenden wusste, dass dieser Blick nichts als geistige Leere bedeutete, empfand ihn als unbehaglich und murmelte gereizt: "Ich wünschte, der dumme Kerl würde mich nicht so anstarren!"
    "Er tut dir ja nichts", sagte sein Bruder ernst, nahm jedoch ein Buch mit Kupferstichen von einem der Tische, reichte es Lord Dolphinton, wies ihn an, sich die Bilder anzusehen und versicherte ihm, er würde sie sehr hübsch und interessant finden. Lord Dolphinton, daran gewöhnt, dass ihm seine Mutter, viel weniger nett, sagte, was er tun müsse, nahm das Buch dankbar entgegen und begann darin zu blättern.
    Lord Biddenden fuhr im gleichen nörgelnden halblauten Flüstern fort: "Ich begreife nicht, was Onkel Matthew dazu gebracht hat, ihn einzuladen! Es ist absurd, anzunehmen, dass er ein Interesse an dieser Sache haben könnte!" Als Antwort erhielt er nur einen der ärgerlichen, missbilligenden Blicke seines Bruders, und mit einem Ausruf der Ungeduld ging er zum Tisch und begann, in ein, zwei Zeitschriften, die dort lagen, hin und her zu blättern. "Es ist äußerst aufreizend, dass Claud nicht hier ist!", sagte er vielleicht zum siebenten Mal an diesem Tag. "Ich wäre sehr froh gewesen, ihn gut versorgt zu sehen!" Da diese Bemerkung auf dasselbe, nicht gerade ermutigende Schweigen traf, sagte Seine Lordschaft ziemlich scharf: "Du magst ja vielleicht Clauds Ansprüche nicht in Betracht ziehen, aber Gott sei Dank gehöre ich nicht zu den Leuten, die ihre Brüder vergessen! Ich sage dir, woher das kommt, Hugh: du bist ein kaltherziger Bursche, und wenn du dich darauf verlässt, dass du auf dein Gesicht hin ein schönes Vermögen gewinnst, könntest du dich durchaus täuschen, und meine ganze Mühe wird für nichts und wieder nichts aufgewandt worden sein!"
    "Was für eine Mühe?", fragte der Rektor in einem Ton, der der Beschuldigung seines Bruders etwas Farbe verlieh.
    "Wenn ich dir nicht vorgehalten hätte, was du der Familie schuldig bist, wärst du heute Abend nicht hier!"
    Ehrwürden Hugh zuckte seine breiten Schultern und erwiderte einschränkend: "Die ganze Angelegenheit erscheint mir höchst ungehörig. Wenn ich der armen Kitty einen Heiratsantrag mache, geschieht das aus Mitleid und in dem Glauben, dass ihre Erziehung und ihr Charakter von der Art sind, die sie für einen Mann im geistlichen Stand zu einer passenden Ehefrau machen müssen."
    "Unsinn!", erwiderte Lord Biddenden. "Wenn Onkel Matthew das Mädchen zu seiner Erbin einsetzt, dürfte sie zwanzigtausend Pfund pro Jahr erben! Er kann nicht einmal ein Zehntel seines Vermögens ausgegeben haben, seit er dieses Haus erbaut hat, und wenn man bedenkt, wie es angewachsen sein muss … Mein lieber Hugh, ich bitte dich wirklich, etwas gewandter vorzugehen! Wenn ich Junggeselle wäre …! Nun ja, es nützt nichts zu jammern, und ich bin wahrhaftig nicht einer, der einem seiner Brüder ein Vermögen missgönnen würde."
    "Wir sind jetzt seit fast vierundzwanzig Stunden in Arnside", sagte Hugh, "und mein Großonkel hat uns noch immer nicht von seinen Absichten in Kenntnis gesetzt."
    "Wir wissen sehr gut über sie Bescheid", erwiderte Lord Biddenden gereizt. "Und wenn du nicht errätst, warum er noch nichts gesagt hat, dann bist du ein größerer Narr, als ich geglaubt hätte. Natürlich hat er gehofft, dass Jack nach Arnside kommt. Und auch Freddy", fügte er flüchtig hinzu. "Nicht, dass Freddy um einen Deut mehr wert ist als Dolphinton hier, aber vermutlich wünscht der Alte nicht, dass er ausgeschlossen wird. Nein, nein, es ist Jacks Abwesenheit, warum er den Mund hält! Und ich muss sagen, Hugh, dass ich das nie erwartet hätte und es für ein Glück halte. Verlass dich darauf, hätte sich die Gelegenheit geboten, dann hätte das Mädchen ihn erwählen müssen!"
    "Ich weiß nicht, warum du so etwas sagst", erwiderte der Rektor steif. "Ja, ich kann wirklich nicht verstehen, warum du so eifrig bestrebt bist, mich um eine Dame anhalten zu lassen, die du anscheinend so wenig schätzt! Wenn ich nicht der Ansicht wäre, dass sie eine wohlerzogene junge Frau ist, für die Leute wie mein Vetter Jack abstoßend sein müssen …"
    "Ja natürlich, das ist schon wieder so ein Unsinn von dir!", unterbrach ihn Seine Lordschaft. "Du magst ja ein hübscher Bursche sein, Hugh, aber so ein Prachtkerl wie Jack bist du noch lange nicht"!
    "Ich hege keinen Wunsch, ein Prachtkerl zu sein, wie du es ausdrückst", sagte Hugh noch steifer. "Und meiner Ansicht nach ist es nicht besonders wichtig, ob er abwesend oder anwesend ist."
    "Oh, verstell dich nicht so!", rief Biddenden aus und warf unwillig ein Exemplar des Gentleman's Magazine auf den Tisch. "Wenn du dir einbildest, mein lieber Bruder, dass dich Onkel, nur weil er deinen Lebensunterhalt bestritt, seinen übrigen Großneffen vorzieht, dann irrst du dich gewaltig! Ich staune, dass du einen derartigen Unsinn redest, wirklich! Jack war immer Onkels Liebling, das weißt du sehr gut! Verlass dich drauf, Onkel will, dass Kitty ihn erwählt, und das ist der Grund, warum er gar so verteufelt schlechter Laune ist! Meiner Seel, ich staune, dass er uns andere überhaupt eingeladen hat."
    Hier hob Lord Dolphinton, der seine Verwandten gelegentlich aus der Fassung brachte, weil er genau aufpasste, was sie sagten, die Augen von dem Buch auf seinen Knien und warf ein: "Onkel sagte, er hat dich nicht eingeladen, George. Er sagte, er weiß nicht, warum du gekommen bist. Er sagte …"
    "Unsinn! Das verstehst du nicht!", sagte Lord Biddenden.
    Lord Dolphintons Verstand war nicht besonders scharf und eignete sich auch nicht allzu bereitwillig die Gedanken anderer an; aber sowie er einmal einen Eindruck aufgenommen hatte, war er zäh. "Hat es aber so gesagt!", beharrte er. "Sagte es gestern Abend, als du ankamst. Sagte es heute Morgen wieder. Sagte es …"
    "Schon gut, Schluss jetzt!", warf sein Vetter verdrossen ein.
    Lord Dolphinton war jedoch nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. "Sagte es, als wir uns zum Mittagessen setzten", fuhr er fort und zählte die verschiedenen Gelegenheiten an seinen knochigen Fingern ab. "Sagte es beim Abendessen. Sagte, wenn dir nichts an Lammfleisch liegt, dann hättest du nicht zu kommen brauchen, weil er dich nicht eingeladen hat. Ich bin nicht so klug wie ihr Burschen, aber wenn mir die Leute ein- oder zweimal etwas sagen, kann ich mich daran erinnern." Er bemerkte, dass diese schlichte Erklärung seiner Geisteskräfte seinen Vettern die Sprache verschlagen hatte und zog sich zufrieden wieder zu seinem Buch zurück.
    Lord Biddenden tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit seinem Bruder; Hugh bemerkte jedoch nur, dass er schon recht habe, und das in einem derart verächtlichen Ton, dass es Biddenden zu dem Ausspruch anstachelte: "Nun, auf alle Fälle ist mein Besuch ebenso zweckdienlich wie der Dolphintons. Verdammt noch mal!"
    "Ich bin ein Earl", sagte Lord Dolphinton plötzlich, sich wieder ins Gespräch einschaltend. "Du bist kein Earl. Hugh ist kein Earl. Freddy ist kein …"
    "Nein, du bist der einzige Earl unter uns", warf Hugh beruhigend ein.
    "George ist nur ein Baron", sagte Dolphinton.
    Lord Biddenden warf ihm einen Blick voller Abscheu zu und äußerte eine Bemerkung über den verarmten irischen Hochadel. Er hatte weniger Geduld mit Dolphinton als seine übrigen Vettern, und außerdem hatte dessen Bemerkung seine Empfindlichkeit etwas verletzt. Sein Stolz war größer als sein Geist, er hielt sich gern für das Oberhaupt einer hochstehenden Familie und hatte den Ehrgeiz, seine Verhältnisse zu verbessern. Wie wenig er auch von irischen Adelsprädikaten halten mochte, konnte er doch Dolphinton nie sehen, ohne dass es ihm einen schmerzlichen Stoß gab. Seinem Gefühl nach hätte eine gerechtere Vorsehung ihre Stellungen umkehren müssen. Nicht dass er mit Dolphinton mehr als dessen Titel hätte tauschen wollen; sicherlich nicht seine eigene angenehme Erbschaft gegen Dolphintons Grundbesitz in Irland, der, wie er mit gutem Grund vermutete, bis übers Dach mit Hypotheken belastet war. Dolphinton war außerdem das einzige Kind, und das hätte seinem Vetter nicht gefallen. Lord Biddenden hatte patriarchalische Instinkte. Er sah seine Geschwister gern unter seinem Dach versammelt und liebte das Gefühl, dass sie zwecks Lenkung von ihm abhingen; und er war nach ihrem Fortkommen in der Welt fast genauso bestrebt, wie nach seinem eigenen. Es war eine Quelle beträchtlichen Kummers für ihn, dass es ihm die Umstände unmöglich gemacht hatten, Hugh seinen ersten Lebensunterhalt zu sichern. Er, und nicht Matthew Penicuik, hätte Hughs Wohltäter sein sollen, und er vermochte es dem kränkelnden Onkel, der Hughs Pfarrei unterhielt, nie ganz zu verzeihen, dass er wider Erwarten noch immer am Leben war. Dass Hugh nur einen Fußmarsch vom Herrenhaus der Biddenden entfernt lebte, war weder seinem Glück noch seiner Selbstachtung dienlich, doch ließ er sich davon nicht beeinflussen, denn er war ein Mann mit einem starken Sinn für Schicklichkeit und war sich seiner Pflicht bewusst, für alle seine Geschwister Zuneigung zu empfinden. Die traurige Wahrheit jedoch war, dass er nie lange mit Hugh zusammen sein konnte, ohne auf ihn böse zu werden. Da er ein gerechter Mann war, schrieb er Hugh keine Schuld daran zu, dass dieser um einen Kopf größer und viel schlanker war als er; wohl aber glaubte er, dass es Hughs eigene Schuld sei, anzunehmen, dass ihm sein geistliches Gewand das Recht verlieh, seinen älteren Geschwistern gegenüber kritisch zu sein. Voller Bedauern dachte Lord Biddenden an seinen zweiten Bruder Claud und wünschte, dass dieser nicht gerade in diesem Augenblick mit seinem Regiment in der Besatzungsarmee in Frankreich diente. Er hätte sich gefreut, Claud zu einem Vermögen zu verhelfen, denn er hatte ihn gern und sah außerdem voraus, dass er selbst in nicht allzu ferner Zeit verpflichtet sein würde, Claud seine Beförderung kaufen zu helfen, falls er sie nicht sogar ganz würde bezahlen müssen. Captain Rattray war zwar dem Oberhaupt des Hauses gegenüber ehrerbietig, aber er verschlang auch ungeheure Mengen Geld.