Es war einmal eine grüne Farbe, die Menschen tötete. 1814 versuchten zwei Männer aus Schweinfurt in Deutschland eine grüne Farbe, gemacht aus Kupferarsenit, zu verbessern. Das Ergebnis war ein hochgiftiges Pigment namens Smaragdgrün. Die hellgrüne Farbe aus Arsenit und Grünspan wurde sofort sehr beliebt bei Malern, Tuchmachern, Tapetengestaltern und Färbern. Das erste kommerzielle britische Arsen wurde 1812 in Perran-ar-Worthal und 1834 in Bissoe im Carnon Valley hergestellt. Das Produkt sprach die Baumwollindustrie an, die die Chemikalie in Pigmenten und Farbstoffen verwendete. Es wurde auch von anderen Industrien wie der Glasherstellung, bei der Herstellung von Bleischrot, Ledergerbung, Seifen, Lampenschirmen, Tapetenherstellung, Pharmazeutika, in der Landwirtschaft, für Kerzen, einem hochgiftigen Rattengift, für Kinderspielzeug usw. verwendet.
"Die Herstellung von Smaragdgrün begann 1814 bei der Wilhelm Dye und White Lead Company in Schweinfurt. Es war beliebter als Scheeles Grün und wurde bald zum Drucken auf Papier und Stoff verwendet. Es färbte sogar Süßwaren." - A History of Poison, John Emsley
Smaragdgrün wurde auch Schweinfurt Grün, Pariser Grün und Wiengrün genannt. Die Toxizität von mit Smaragdgrün hergestelltem Farbstoff wurde erst erkannt, als das Rezept 1822 veröffentlicht wurde:
"...wurde seine giftige Natur offenbart. Die Hersteller änderten dann das Rezept, fügten andere Zutaten hinzu, um die Farbe aufzuhellen, und änderten den Namen entsprechend, um seine wahre Natur zu verschleiern." - Murder, Emsley
Schließlich wurde die Verwendung dieses Pigments aufgegeben, als allgemein bekannt wurde, dass Menschen, die mit der Substanz gefärbte Kleidung trugen, dazu neigten, früh zu sterben. Bis heute vermeiden die Franzosen die Herstellung grüner Theaterkostüme. Smaragdgrün wurde auch zum Färben von Süßwaren- und Kuchendekorationen verwendet:
"Insbesondere die Blätter künstlicher Blumen waren mit verschiedenen Tönen des Arsengrüns gefärbt und in viktorianischen Haushalten sehr beliebt. Die Industrie, in der sie hergestellt wurde, beschäftigte Hunderte junger Mädchen, die entsprechend unter einer chronischen Arsenvergiftung litten. Bei einem Bankett im Jahr 1850 des irischen Regiments in London waren die Tischdekorationen von ihnen gefärbte grüne Zuckerblätter. Viele der Gäste nahmen diese mit nach Hause, damit ihre Kinder sie als Süßigkeit essen konnten, und es kam zu mehreren Todesfällen. Bei einem weiteren Abendessen im Jahr 1860 wollte ein Koch unbedingt einen spektakulären grünen Pudding herstellen und schickte ihn zu einem lokalen Lieferanten für grünen Farbstoff. Er enthielt Scheeles Grün und drei der Gäste starben später." - Ibid
Mit Scheeles Grün hergestellte Tapeten waren tödlich. Bis 1830 war die Tapetenproduktion in Groß Britannien auf 1 Millionen Rollen pro Jahr und 1870 auf 30 Millionen Rollen gestiegen. Tests ergaben später das vier von fünf Tapeten Arsen enthielten. Leopold Gmelin, ein berühmter deutscher Chemiker, vermutete bereits 1815, dass die Tapeten die Atmosphäre vergiften könnten. Er bemerkte, dass die Substanz einen mausartigen Geruch abgab, wenn das Papier leicht feucht war. Gmelin warnte die Leute, ihre Zimmer von der Tapete zu befreien und befürwortete das Verbot von Scheeles Grün, aber er war seiner Zeit zu weit voraus.
Im Jahr 1861 testete Dr. W. Fraser Tapeten, die Arsen enthielten. Die Bedrohung bestand darin, den Staub einzuatmen. Die Warnungen blieben unbeachtet und bis 1871 war die Arsenproduktion so weit gestiegen, dass Groß Britannien sein größter Produzent und Verbraucher geworden war. Eine Zugabe kleiner Mengen Arsen würde beispielsweise Eisen in Glas neutralisieren und ihm einen grünen Farbton verleihen. Kaliumchromat ist gelb und die Farbe kann bestimmten Gläsern verliehen werden. Um Smaragdgrünes Glas herzustellen, bei dem ein gelblicher Schimmer vermieden werden muss, ist die Zugabe von Zinnoxid und Arsen erforderlich.
Bald wurde Arsen für die Herstellung von Pestiziden in die USA exportiert. In den 1870er Jahren begannen synthetische grüne Farbstoffe Arsen zu ersetzen, und weniger Menschen wurden durch seine giftigen Gase in Gefahr gebracht. Experimente am Ende des 19.Jahrhunderts zeigten, dass Arsenpigmente in feuchten oder verrottenden Tapeten tödlich waren. Der Schimmel, der auf feuchten Tapeten wuchs, stieß einen giftigen Geruch aus, der nach Knoblauch roch.
Der französische Maler Cezanne liebte das Pariser Grün und es war kein Zufall, dass er an schwerem Diabetes litt. Das Pigment neigte dazu, bei Hitzeeinwirkung schwarz zu werden und wurde daher bei Künstlern nicht allgemein beliebt. Trotz wissenschaftlicher Beweise für seine hochgiftige Natur wurde die Herstellung von Smaragdgrün erst in den 1960er Jahren verboten.
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