Bis Mitte des 19.Jahrhunderts hatten verheiratete Frauen in England keine Rechte. Laut Gesetz konnte der Ehemann seine Frau verbieten, die Kinder zu sehen. Er hatte auch die Kontrolle über ihr Einkommen, einschließlich ihrer Einnahmen. Caroline Norton, die einen schlechten Ehemann hatte, und nach der Scheidung keinen der drei Söhnen sehen durfte, stellte dieses Gesetz erfolgreich in Frage.
Caroline war die Enkelin des Dramatikers Richard Brinsley Sheridan und Tochter der Schriftstellerin Caroline Henrietta Sheridan. Carolines Vater starb, als sie 8 Jahre alt war, was die Familie in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Mit 16 Jahren lernte sie George Norton kennen und heiratete ihn.
George Norton erwies sich als gewalttätiger und untreuer Mann. Er schlug Caroline sogar während ihrer Schwangerschaft. Die Ehe endete schließlich 1836 und Carolines Schwierigkeiten begannen. Ihr Ruf als geschiedene Frau war ruiniert und sie durfte ihre Söhne nicht sehen. Sie schrieb:
"Was ich auf Rechnung meiner Kinder gelitten habe wird niemals jemand wissen. Das Herz kennt seine eigene Bitterkeit und Gott kennt meine. Die Tage und Nächte der jahrelangen Qualen und Tränen - es ist mir schon jetzt ein Schmerz zurückzublicken. Selbst jetzt steigt die Qual und Trauer in meinem Kopf auf, wenn ich an die unnötige Tyrannei denke, die ich in dieser Hinsicht ertragen habe. Mr. Norton hielt meine Kinder als Geiseln. Er hatte das Gefühl, dass er so immer noch Macht über mich hatte..."
Carolines Geschichte war im realen Leben komplizierter als man je darstellen könnte. Es genügt, dass Caroline das Gesetz in Frage stellte und ihr Schreiben war maßgeblich an der Verabschiedung des Child Custody Act von 1839 beteiligt. Leider verweigerte Mr. Norton ihr den Zugang zu ihren Kindern. Ihr jüngster Sohn fiel von einem Pferd und starb und erst nach dieser Tragödie durften ihre beiden anderen Söhne mit ihr leben.
"Seine grausame Nachlässigkeit wurde später bei einer äußerst miserablen Gelegenheit bewiesen. Mein jüngstes Kind, damals ein 8 Jähriger Junge, ritt mit einem Bruder aus, der nur wenig älter war, fiel vom Pferde, wurde in das Haus eines Landnachbarn gebracht und starb dort. Erst nach einer Woche informierte mich Mr. Norton darüber. Und ich fand anstelle meines Kindes, eine Leiche die bereits im Sarg lag. Mr. Norton bat mich damals um Vergebung; er schickte unser ältestes Kind um für ihn zu flehen, denn er wusste genau was meine Kinder für mich waren."
Als George Norton Wind bekam, dass Caroline ein kleinen Vermächtnis von ihrem Freund Lord Melbourne hinterlassen wurde, stellte er die Unterstützungszahlungen für sie und die Kinder ein. Caroline kämpfte vor Gericht gegen ihn, verlor, aber sie setzte sich für eine Änderung der Gesetze ein. Und ihr Sieg führte zum Ehegesetz von 1857. Caroline heiratete nur wenige Monate vor ihrem Tod 1877 erneut, aber nicht bevor zwei weitere wichtige Gesetze verabschiedet wurden. Das Sorgerecht für Kinder 1873 und das Recht für verheiratete Frauen 1870.
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